Halbjahresbericht 2021/1

Liebe Paten, Mitglieder und Unterstützer von education matters e.V., auf den folgenden Seiten möchten wir Euch einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Aktivitäten unseres Vereins im 1. und 2. Quartal 2021 geben.

  • Corona Situation in Uganda, Auswirkungen auf unsere Arbeit und Hassans Tod
    • Lebensmittelbeschaffung
    • Schulunterricht
    • Frühlingsfest
    • Austausch
    • In Deutschland
  • Neues Projekt: Aufklärungskurs
  • Erfolgsgeschichten
  • Wahlen in Uganda
  • Mitgliedschaft bei Education Matters e.V.

Corona Situation in Uganda und Auswirkungen auf unsere Arbeit und unsere Schutzbefohlenen

Die Corona Maßnahmen in Uganda wurden im Juni wieder stark verschärft. Unter anderem ist der private Individualverkehr verboten und der öffentliche Verkehr bis Ende Juli eingestellt worden. Nur noch Waren oder medizinische Notfälle durfen transportiert werden. Für ein Land das viele Tagelöhner und keine/ kaum Sozialsysteme besitzt hatten diese Maßnahmen gravierende Auswirkungen, vor allem auf die Ärmsten der Ärmsten. Dies wurde mal wieder deutlich an der Anzahl der Familien die ohne unsere Unterstützung gar keinen oder nur sehr erschwerten Zugang zu täglichem Essen hatten.

Auch müssen wir leider über einen tragischen Trauerfall berichten: Hassan, ein ehemaliger Strassenjunge, den wir bei seiner Schullaufbahn unterstützten, im Anschluss einen Führerschein finanzierten und bei der Stellensuche zum Taxifahrer begleiteten, wurde umgebracht. Er hatte einen kleinen Laden beklaut, wurde dabei ertappt und dann von den umstehenden Menschen durch Selbstjustiz umgebracht. Unsere Sozialarbeiterin Victoria vermutet, dass er aus Verzweiflung handelte, da er im ersten Lockdown bereits nicht arbeiten konnte, er eine kleine Familie zu versorgen hatte und nun vermutlich mit den neuen Maßnahmen vor Augen keinen anderen Ausweg mehr sah. Wir haben Hassan als einen liebenswürdigen jungen Mann in Erinnerung, der immer sehr bemüht war, das Leben auf der Straße hinter sich zu lassen und dabei meist positiv gestimmt in die Zukunft blickte. Er hinterlässt seine Frau und seine kleine Tochter, zu denen wir nun weiterhin im engen Kontakt stehen und schauen, wo wir Unterstützung leisten können.

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Darüber hinaus müssen wir über einen Vergewaltigungsfall an einer unserer unterstützen Schülerinnen berichten. Wir stehen mit der jungen Frau im engen Kontakt und leisten Unterstützung.

Lebensmittelbeschaffung

Wie im letzten Jahr haben wir die Familien unserer Kinder unterstützt, die aufgrund der Situation in Uganda einen erschwerten Zugang zu Lebensmitteln hatten. Dies betrifft vor allem die Familien, die in Städten wohnen. Die Dörfer erweisen sich als resilienter, da die Menschen meist die Möglichkeit haben einen Teil der Grundnahrungsmittel selbst anzubauen. Insgesamt konnten wir wieder 30 Kindern eine Unterstützung zukommen lassen. Wir haben für jede Familie 6 kg Reis, 10 kg Reismehl, 5 kg Bohnen, Gemüse und Obst gekauft und mit Hilfe von Motorradtaxis an die Familien verteilt. Familien, die außerhalb von Kampala in kleineren Städten leben, erhielten einen dementsprechenden Geldbetrag. Die Resonanz war von großer Dankbarkeit geprägt. Mwesigwa Able berichtete zum Beispiel unserer Sozialarbeiterin, dass er sich aus den Lebensmitteln einen Mangosaft machen wird mit Pommes und gebratenem Gemüse und dass er bereits seit langer Zeit kein solch gutes Essen mehr zu sich genommen hatte. Er bedankte sich überschwänglich.

Links: Namatovu Jeydrus (5 Klasse, Makindye Junior School) mit der erhaltenen Nahrung. Vor kurzem hatte sie Augenprobleme. Wir unterstützen die Familie bei dem Erwerb von Brillengläser

Rechts: Nakawuuki Mwajibu (2 Jahr Bachelor in Business Administration an der Ndejje Universität) mit ihrem Vater und dem erhaltenen Sack Bohnen.

Schulunterricht

Der erste Term des Schuljahres fand normal statt. Zu Beginn des zweiten Terms, am 8. Juni wurden in Uganda die Schulen geschlossen. Ein Teil unserer Kinder befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch immer in den Ferien. Bis zum 31. Juli sollen die Schulen erstmal geschlossen bleiben, der 2. Term fällt damit wie im letzten Jahr aus.

Im Gegensatz zum letzten Jahr jedoch, waren die Schulen relativ gut auf die Situation vorbereitet. Alle Kinder haben (mal mehr, mal weniger) Zugang zu (digitalen) Bildungsangeboten, die entweder von den Schulen oder dem Staat gestellt werden und teilweise von unserer Sozialarbeiterin zu den Kinder gebracht werden. Alles in allem ist die Situation besser als im letzten Jahr, dennoch ist die Qualität der aktuellen Lehre schlechter als vor den Corona Massnahmen. So wie es aktuell aussieht werden die Schulen auch im dritten Term geschlossen bleiben.

Frühlingsfest

Das Frühlingsfest in Uganda konnten wir dieses Jahr leider auf Grund der zu dem Zeitpunkt herrschenden Maßnahmen nicht durchführen.

Austausch

Der Austausch mit Tansania wird auch in diesem Jahr wieder ausfallen.

In Deutschland

Unsere Arbeit in Deutschland wurde dieses Jahr wieder erschwert. Wir konnten zum zweiten Mal weder auf dem Mühlenfest in Wettmar noch auf dem Straßenfest in Thönse über unsere Arbeit informieren, da diese ausgefallen sind. Diese Möglichkeiten zur Information und Begegnung sind normalerweise sehr wichtig für uns um mit unseren Unterstützern in Kontakt zu treten und neue Interessierte zu werben.

Zu Weihnachten im letzten Jahr haben wir uns wieder wie gewohnt zu unserem Arbeitstreffen zusammengefunden in dem unsere aktiven Mitglieder inhaltlich die Vereinsarbeit vorantreiben und gemeinsam größere Projekte planen und umsetzen, ungewohnt war nur das digitale Setup.

Auch fanden wie gewohnt unsere monatlichen Skype Treffen statt in der wir das Tagesgeschehen diskutierten und umsetzten.

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Digitales Brainstormen am Weihnachts-Arbeitstreffen

Neues Projekt: Aufklärungskurs

Trotz der Einschränkungen war es uns möglich ein neues Programm in unsere Arbeit aufzunehmen. Wir wollen in Zukunft regelmäßig die Kinder zu verschieden Themen zusammenbringen und Inhalte ausarbeiten lassen, um unser Satzungsziel die Kinder ganzheitlich zu bilden weiter umzusetzen. Das erste Treffen gestaltete sich als Aufklärungskurs, da unsere Sozialarbeiterin beobachtete, dass auf Grund der Corona-Maßnahmen sowohl die häusliche Gewalt als auch die Schwangerschaften unter Jugendlichen zunahmen. Als nächstes soll es um finanzielle Themen gehen. Im Folgenden eine Zusammenfassung des ersten Kurses:

Am 9. Mai fand unser erster Aufklärungskurs für alle Jugendlichen im Alter von 13-17 Jahren statt. Der Kurs wurde von unserer Sozialarbeiterin Victoria organisiert und von Kayita Innocent und Deborah Nakatudde von der Organisation SLUM (Serving Lives Under Marginalization) durchgeführt. Anfangs waren die Jugendlichen noch sehr schüchtern und trauten sich nicht Fragen zu stellen oder auf die Fragen der Sozialarbeiter zu antworten. Nach ein paar Auflockerungsübungen, fühlten sich die Jugendlichen jedoch bestärkt und beteiligten sich aktiv an dem Kurs. Die Jugendlichen hatten so viel Fragen, dass es kaum möglich war alle zu beantworten. Das zeigt vor allem den dringenden Bedarf an Informationsmöglichkeiten zu sexuell übertragbare Krankheiten, Verhütung, Menstruation

oder emotionale Veränderungen in der Pubertät. Jeder Teilnehmer erhielt ein kleines Notizbuch, in dem die Jugendlichen festhalten konnten was sie von dem Kurs erwarteten, was sie gerne in Zukunft lernen wollen und was ihnen an dem Kurs nicht gefiel. Basierend auf dem Feedback der Jugendlichen werden wir in Zukunft weitere Kurse zur sexuellen Aufklärung und darüber hinaus anbieten.

Erfolgsgeschichten

Sowohl Faridah Nanyonga als auch Nabaka Hanifa haben erfolgreich unser Programm durchlaufen und eine Lehrerausbildung abgeschlossen. Wir werden zu diesen Kindern demnächst auf unserer Website ausführliche Berichte hochladen (und auf facebook darüber informieren).

Wahlen in Uganda

Am 14. Januar 2021 fanden die Präsidentschaftswahlen in Uganda statt. Insgesamt standen 11 Kandidaten zur Kandidatur, darunter der 76-jährige Staatschef Yoweri Museveni, welcher bereits seit 1986 das Land regiert. Sein wohl bedeutendster Herausforderer in diesem Jahr war der Parlamentsabgeordneter Robert Kyagulanyi, der auch unter dem Künstlernamen Bobi Wine bekannt ist.

Museveni gewann seine sechste Amtszeit mit 58% der Stimmen, während sein Hauptkonkurrent Robert Kyagulanyi nur 34% der Stimmen erzielte. Nationale und internationale Stimmen sprachen von Wahlbetrug.

Kurz vor der Wahl wurde die Internetverbindung des ganzen Landes gekappt und die Bevölkerung war von der Außenwelt weitestgehend abgeschnitten. Erst Tage nach den Wahlen wurde die Internetverbindung wiederhergestellt.

Der tagelange Shutdowns des Internets war auch für uns eine neue Situation, da wir in dieser Zeit keine Möglichkeiten hatten, die Kommunikation mit unserer Sozialarbeiterin Victoria im gewohnten Maße führen und die Situation in Uganda verfolgen zu können

Patenschaft und Mitgliedschaft bei Education Matters e.V.

Wir sorgen dafür, dass alle Spenden für die Kinder auch in voller Höhe bei diesen ankommen. Deshalb erheben wir für unsere Vereinsmitglieder einen jährlichen Beitrag in Höhe von 10€, um für unsere operativen Kosten (z.B. Gehalt Sozialarbeiterin, Kontogebühren, Druckkosten o.ä.) aufzukommen. Wenn du Interesse hast oder jemanden kennst der Interesse hat, Mitglied zu werden, melde dich einfach per Mail bei uns. Wir bieten nun auch an, den Jahresbeitrag per Lastschrift einzuziehen, damit du dich um nichts mehr kümmern musst.

Auch gibt es wieder Möglichkeiten Patenschaften für Kinder zu übernehmen. Bei Interesse oder falls ihr jemanden kennt, kommt gerne auf uns zu!

Wir freuen uns immer über neue Mitglieder, Paten und Interessenten!

Bleibt hoffnungsvoll!

Euer Education Matters e.V.