Exchange 2015

Be the change that you wish to see in the world – Mahatma Ghandi

Es ist Freitagabend, bei Watoto Wetu und es herrscht eine ruhige Stimmung. Nur wir sind nicht so ruhig, sondern sitzen aufgeregt im Büro und warten. Da hören wir plötzlich das sehnlich erwartete Brummen eines Autos und schon steht die etwas von der langen Fahrt erschöpfte Gruppe Ugander vor uns: Exchange Programm 2015 – Los geht’s!

Als Nele (Education Matters e.V.) im Oktober 2014 an uns herantrat mit dem Vorschlag, das dritte Exchange Programm durchzuführen, waren wir sofort begeistert und sammelten Ideen.

Wir, das sind Julian und Anna, die aktuellen ein-Jahres-Freiwilligen bei Watoto Wetu Tanzania (WWT). Bei unserer Planung bekamen wir Unterstützung von Hassan und Chris; zwei Studenten, die die letzten beiden Exchange Programme von tansanischer Seite aus betreuten sowie Mascha und Johanna, die Freiwilligen von ugandischer Seite. Um den Transport kümmerte sich David, der ugandische Betreuer.

Gemeinsam kamen wir schnell zu dem Schluss, dass wir das Programm gerne unter ein größeres Thema stellen würden. Auch die Einigung darüber, welches Thema es sein sollte war schnell geklärt. Nicht nur in Anbetracht der Ende Oktober 2015 in Tansania anstehenden Wahlen, sondern auch, weil wir es für ein Thema halten, was sehr wichtig ist und in Schulen, sowohl in Ostafrika, als auch in Deutschland oft zu kurz kommt: Politik und Demokratie.

Dennoch sollte das Exchange Programm auch den kulturellen Austausch zwischen den Jugendlichen anregen weshalb wir eine gute und offene Gruppenatmosphäre erzeugen wollten.

So starteten wir den ersten Tag nach gemeinsamem Frühstück mit einigen Kennenlernspielen. Dazu mussten die Jugendlichen zum Beispiel in Partnerarbeit Steckbriefe voneinander erstellen und dann den jeweiligen Partner der Gruppe vorstellen oder Fragen zu kulturellen Unterschieden diskutieren.

Am zweiten Tag stiegen wir dann mit einer mitreißenden Präsentation von Evans Tegete (Direktor und Gründer von WWT) zum Thema Menschen- und Kinderrechte ein. Bei dieser, wie auch bei allen folgenden Präsentationen der Woche, war es schön, dass alle Präsentatoren die Schüler mit einbezogen haben und so auch eines unserer methodischen Ziele der Woche umsetzten: Das selbstständige Denken und Lösen von Problemen, sowie das Vermitteln von Freude am Lernen.

Die Präsentation von Evans nutzen wir als Einleitung zu unserem eigentlichen Thema: Demokratie als Herrschaftsform, in der Grundrechte jedes Menschen geachtet werden sollten.

Damit gingen wir zu der Vorstellung der ‚Basic Principles of Democracy‘ über, inklusive einer schauspielerischen Darstellung jeweils eines Grundsatzes von verschiedenen Gruppen. Die damit einhergehende Diskussion war hilfreich, um die Prinzipien dieser Staatsform noch einmal genauer zu beleuchten. Im Anschluss gingen wir dann noch einmal genauer auf die Gewaltenteilung ein, um sicherzugehen, dass diese wichtige Grundlage von allen verstanden wurde.

Da leider einige von uns krankheitsbedingt ruhebedürftig waren, beschlossen wir den Filmabend zu verschieben und lieber alle früh schlafen zu gehen. Wir wollten nämlich alle fit für den nächsten Tag sein, da auch an diesem ein umfangreiches Programm geplant war.

Und so ginge es am Montag gleich früh los, um rechtzeitig bei der Friedrich Ebert Stiftung (FES) zu sein, einer politischen deutschen Stiftung, die uns netterweise sehr unterstütze und in deren Räumlichkeiten wir eineinhalb Tage des Programms mit interessanten Referenten verbrachten.

Nachdem wir noch einen kleinen Exkurs zu Medien und ihrer leichten Manipulation, sowie ihrer Wichtigkeit für die Gewährleistung der ‚Basic Principles of Democracy‘ einlegten, ging es los mit einem spannenden Vortrag von Rahma Bajun, einer ehemaligen Teilnehmerin des Young Leaders Forum, welches von der FES durchgeführt wird, die momentan für eine politisch aktive NGO arbeitet. Sie brachte den Jugendlichen das politische System Tansanias näher und wir waren begeistert, wie viele interessierte und kritische Fragen von Seiten der Schüler gestellt wurden. Auch machte sie deutlich, wie wichtig eine Bürgerbeteiligung auch abseits der Wahlen ist.

Nach einer Ergänzung von Mascha und Johanna zu dem politischen System Ugandas und den Unterschieden zum System Tansanias, ging es in die wohlverdiente Mittagspause. Diese lies aber nicht allzu viel Zeit zum Entspannen, denn schon waren wir nach einem kurzen Energiedrink wieder frisch motiviert im Thema drin, jetzt mit Ben, ebenso wie Rahma ein ehemaliger Teilnehmer des Young Leaders Forums, der schon für unterschiedliche Organisationen arbeitete und Erfahrung mit politischer Bildung von Jugendlichen hat. Er hatte eine Präsentation zu dem Thema ‚The way of the vote‘ vorbereitet: Wen wähle ich da eigentlich? Was passiert mit meiner Stimme, nachdem ich sie abgegeben habe? Wo liegt mein Einflussbereich? Und macht es überhaupt Sinn, wählen zu gehen? Ben schaffte es, dieses Thema auf eine sehr mitreißende Art zu erläutern, die Schüler einzubeziehen und ihnen die Relevanz von Wahlen und Bürgerbeteiligung deutlich zu machen.

Aus diesem Tag gingen wir alle mit dem Gefühl heraus, wir können etwas verändern und wir werden etwas verändern. Uns gehört die Zukunft!

Abgeschlossen haben wir den Tag dann mit einer Geburtstagsfeier bei Watoto Wetu Tanzania, die den ugandischen Teilnehmern die Möglichkeit bot, das Center und seine Bewohner kennenzulernen, sowie zusammen zu feiern, inklusive Tanz- und Gesangsauftritten.

Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los zur FES. Diesmal starteten wir den Tag mit dem Thema ‚East African Community‘ und hörten dazu einen Vortrag von Chris, nachdem die Teilnehmer selbst in Gruppenarbeit Informationen gesammelt zu Fragen nach Schwierigkeiten, Zukunft und Vorteilen des Zusammenschlusses haben.
Nach einer kurzen Teepause machten wir weiter mit einer Debatte, dessen Thema wir den Schülern schon einige Tage zuvor genannt hatten: ‚Should the time in office of the president be limited to 5 or 7 years?‘ und fuhren dann nach der Mittagspause zum Strand.

Leider war der Coco Beach nicht die beste Wahl, da sich im Wasser sehr viele Seeigel tummelten. So hatten wir auf dem Nachhauseweg einige improvisierte Fußoperationen, aber letztendlich hatten wir trotzdem alle viel Spaß.
Abends schauten wir uns dann gemeinsam den Film ‚Africa United‘ an, der gut zum Austausch passte.

Für Mittwoch standen dann die Besuche von Femina, einer tansanischen NGO, die sich mit Youth Empowerment beschäftigt, und East African TV (EATV) an. Für den Fernsehsender haben wir uns entschieden, da wir es einerseits für interessant für die Schüler hielten einen Einblick in die Arbeit einer großen Radio und Fernsehstation zu bekommen und andererseits, da es sehr gut zum Thema ‚East African Exchange‘ passt.

Bei Femina hatten die Jugendlichen die Chance, viele Fragen zu stellen, was sie auch offen taten, vor allem zum Thema HIV/Aids und zur Möglichkeit sich durch Femina in so genannten ‚After School Clubs‘ zu engagieren.

Auch beim EATV bekamen wir einen interessanten Einblick und es wurden viele Fragen sowohl gestellt als auch beantwortet. Die Jugendlichen bekamen sogar die Möglichkeit selbst kurz im Radio zu sprechen und einen Clip fürs Fernsehen zu drehen. Wir waren stolz zu hören, dass sie ihre paar Minuten im Radio dazu nutzten, überzeugt dazu aufzurufen, wählen zu gehen.

Den letzten Tag ließen wir ruhig angehen und nahmen uns Zeit für die Auswertung des Programmes, bevor es zum Fußballmatch (die Teilnehmer des Austauschprogramms aus Uganda gegen WWT) losging. Außerdem ließen wir die Schüler die Frage ‚What is democracy and what is my part in it?‘ beantworten, was sie ganz zu Anfang des Programmes schon einmal jeder für sich aufgeschrieben und wir eingesammelt hatten.

Bei dem Vergleich ihrer beiden Antworten und auch der anderen Auswertungen wurde deutlich, dass die Schüler einiges aus dem Programm mitgenommen haben und trotz einiger kleinerer Schwierigkeiten, wir letztendlich alle sehr zufrieden waren und eine schöne Woche verbrachten, in der sowohl die Schüler, als auch wir als Teamer viel dazu gelernt haben und als Gruppe zusammengewachsen sind.